
Was die meisten Menschen als lästiges Unkraut aus ihrem Rasen entfernen möchten, ist in Wahrheit eines der wertvollsten Wildkräuter überhaupt. Löwenzahn – botanisch Taraxacum officinale – wird völlig zu Unrecht unterschätzt. Mit seinem hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen kann er getrost als heimisches Superfood bezeichnet werden.
Als Kräuterliebhaberin beschäftige ich mich seit über zwei Jahrzehnten mit der Konservierung von Wildkräutern, und der Löwenzahn hat dabei einen besonderen Platz in meinem Herzen erobert. Seine leuchtend gelben Blüten kündigen jeden Frühling aufs Neue das Erwachen der Natur an, und ich freue mich jedes Jahr darauf, wieder große Mengen zu sammeln und für die kälteren Monate haltbar zu machen.
Löwenzahn: Ein wahres Superfood
Löwenzahn übertrifft viele als gesund beworbene Lebensmittel bei Weitem. Er enthält mehr Vitamin C als Orangen, mehr Vitamin A als Karotten und mehr Eisen als Spinat. Zusätzlich liefert er reichlich Kalium, Magnesium, Phosphor und wertvolle Bitterstoffe, die unsere Verdauung anregen.
Besonders bemerkenswert: Alle Teile der Pflanze sind essbar – von der Wurzel über die Blätter bis hin zu den strahlend gelben Blüten.
In diesem ausführlichen Ratgeber zeige ich Ihnen die besten Methoden, um Löwenzahn richtig zu konservieren. Ob Trocknen, Einfrieren oder fermentieren – Sie erfahren alles, was Sie wissen müssen, um das ganze Jahr über von diesem kostenlosen Geschenk der Natur zu profitieren.
Warum sollte man Löwenzahn haltbar machen?
Der Löwenzahn hat eine relativ kurze Hauptsaison. Die zarten, wenig bitteren Blätter sind vor allem im zeitigen Frühjahr eine Delikatesse, während die Blüten von April bis Juni in ihrer vollen Pracht stehen. Wer das ganze Jahr über von den gesundheitlichen Vorteilen profitieren möchte, sollte rechtzeitig an die Konservierung denken.
Durch das Haltbarmachen können Sie:
- Vitamine konservieren: Die meisten Nährstoffe bleiben bei schonender Trocknung erhalten
- Kosten sparen: Getrocknete Löwenzahnblätter kosten in der Apotheke oft 15-20 Euro pro 100g
- Qualität kontrollieren: Sie wissen genau, wo und wie Ihr Löwenzahn gewachsen ist
- Vorräte anlegen: Auch in schlechten Sammeljahren haben Sie immer Nachschub
- Vielfalt genießen: Verschiedene Konservierungsmethoden eröffnen neue Geschmackserlebnisse
Die richtige Sammelzeit und -technik
Bevor Sie Löwenzahn haltbar machen können, müssen Sie ihn natürlich erst einmal sammeln. Dabei kommt es auf den richtigen Zeitpunkt und die richtige Technik an.
Wann sammeln?
- Blätter: Am besten im zeitigen Frühjahr vor der Blüte (März-April), da sie dann am wenigsten bitter sind
- Blüten: An sonnigen Tagen zwischen 10 und 14 Uhr, wenn sie vollständig geöffnet sind
- Wurzeln: Im Herbst (September-Oktober), wenn sie die meisten Nährstoffe gespeichert haben
Wo sammeln?
Meiden Sie stark befahrene Straßen, gedüngte Felder und Hundeauslaufgebiete. Idealorte sind naturbelassene Wiesen, Waldränder oder der eigene, unbehandelte Garten.

Sammelkalender für Löwenzahn
Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die besten Sammelzeiten für die verschiedenen Pflanzenteile:
Pflanzenteil | Beste Sammelzeit | Eigenschaften | Verwendung |
---|---|---|---|
Junge Blätter | März – April | Mild, wenig bitter | Salat, Smoothie |
Blüten | April – Juni | Süßlich, nektarreich | Sirup, Tee, Gelee |
Ältere Blätter | Mai – September | Bitter, nährstoffreich | Tee, Tinktur |
Wurzeln | September – Oktober | Konzentrierte Wirkstoffe | Kaffeeersatz, Tee |
Die besten Methoden: Löwenzahn richtig konservieren
Es gibt verschiedene bewährte Methoden, um Löwenzahn haltbar zu machen. Jede hat ihre Vor- und Nachteile und eignet sich für unterschiedliche Verwendungszwecke.
1. Lufttrocknung – Die klassische Methode
Die Lufttrocknung ist die schonendste und umweltfreundlichste Methode. Sie eignet sich besonders gut für Blätter und Blüten.
So geht’s:
- Sammeln Sie Löwenzahn an einem trockenen, sonnigen Tag
- Putzen Sie die Pflanzenteile vorsichtig, aber waschen Sie sie nicht
- Binden Sie Blätter zu kleinen Bündeln zusammen
- Hängen Sie die Bündel kopfüber an einem schattigen, luftigen Ort auf
- Die Trocknung dauert 1-2 Wochen
Vorteil: Maximaler Erhalt der Inhaltsstoffe
Nachteil: Benötigt viel Platz und Zeit

2. Dörrautomat – Schnell und kontrolliert
Für größere Mengen oder wenn es schnell gehen soll, ist ein Dörrautomat ideal. Die kontrollierten Bedingungen garantieren gleichmäßige Ergebnisse.
Anleitung:
- Löwenzahnblätter oder -blüten auf den Dörrgittern verteilen
- Temperatur auf 40°C einstellen (nicht höher, um Vitamine zu schonen)
- Trocknungszeit: 6-12 Stunden je nach Dicke der Pflanzenteile
- Fertig sind sie, wenn sie beim Berühren leicht zerbröseln
3. Backofen-Trocknung – Für den Notfall
Wenn Sie weder Platz für Lufttrocknung noch einen Dörrautomaten haben, können Sie auch den Backofen nutzen – allerdings mit Vorsicht.
Wichtige Punkte:
- Niedrigste Temperatur verwenden (50°C oder weniger)
- Backofentür einen Spalt offen lassen für Luftzirkulation
- Regelmäßig kontrollieren, da es schnell geht
- Energieverbrauch ist hoch – nur als Notlösung verwenden
4. Einfrieren – Für Blätter und Wurzeln
Löwenzahnblätter eignen sich nur bedingt zum Einfrieren, da sie matschig werden. Anders verhält es sich mit den Wurzeln:
Wurzeln einfrieren:
- Wurzeln gründlich reinigen und in 1cm dicke Scheiben schneiden
- In Gefrierbeutel verpacken und Luft herausdrücken
- Beschriften mit Datum
- Haltbarkeit: 6-8 Monate
Verwendung des konservierten Löwenzahns
Getrockneter Löwenzahn ist vielseitig verwendbar und kann das ganze Jahr über für Gesundheit und Genuss sorgen.
Löwenzahntee – Der Klassiker
Ein Teelöffel getrocknete Löwenzahnblätter mit 250ml kochendem Wasser übergießen, 5-10 Minuten ziehen lassen und abseihen. Der Tee wirkt entgiftend und regt die Verdauung an.
Mein Geheimtipp: Mischen Sie getrocknete Löwenzahnblätter mit Brennnesselblättern und Pfefferminze im Verhältnis 2:1:1. Das ergibt einen milderen, sehr bekömmlichen Frühjahrstee.
Löwenzahn-Kaffee aus Wurzeln
Getrocknete Löwenzahnwurzeln in einer Pfanne ohne Fett rösten, bis sie dunkelbraun sind. Dann wie Kaffee mahlen und aufbrühen. Schmeckt kräftig-herb und ist völlig koffeinfrei.

Gewürzmischung für die Küche
Getrocknete Löwenzahnblätter fein mahlen und mit anderen Kräutern mischen. Passt hervorragend zu Salaten, Suppen und Gemüsegerichten. Die Bitterstoffe regen den Appetit an und unterstützen die Verdauung.
Gesundheitliche Wirkung von Löwenzahn
Löwenzahn wird in der Volksmedizin traditionell verwendet bei:
- Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit
- Leber- und Gallenproblemen
- Wassereinlagerungen (harntreibende Wirkung)
- Frühjahrsmüdigkeit und Vitamin-C-Mangel
- Hautproblemen (innerlich und äußerlich)
Wichtig: Bei ernsthaften Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt konsultieren. Löwenzahn ist kein Medikament, sondern ein Nahrungsergänzungsmittel.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Löwenzahn
Meine ersten Gehversuche mit Löwenzahn machte ich vor über 20 Jahren, als meine Großmutter mir zeigte, wie man aus den gelben Blüten einen honigähnlichen Sirup kocht. Ich war fasziniert von dem Gedanken, dass das, was andere für Unkraut hielten, so köstlich und gesund sein konnte.
Über die Jahre habe ich alle möglichen Methoden ausprobiert und dabei so manche Überraschung erlebt. Mein größter Fehler war es anfangs, zu viel auf einmal trocknen zu wollen. Die Bündel wurden zu dick, und es bildete sich Schimmel. Heute verwende ich nur noch dünne Bündel mit maximal 10-15 Stielen.
Ein besonders schönes Erlebnis hatte ich vor ein paar Jahren, als mein Enkel zu Besuch war. Er half mir beim Sammeln und war völlig begeistert, als ich ihm erklärte, dass man die „Pusteblumen“ essen kann. Seitdem ist er mein treuer Sammelhelfer und hat inzwischen sogar seine Schulfreunde angesteckt.
Was mich am Löwenzahn besonders fasziniert, ist seine Beständigkeit und Kraft. Selbst durch kleinste Ritzen im Asphalt kämpft er sich ans Licht – ein Symbol für die unglaubliche Lebenskraft der Natur. Diese Energie spüre ich auch, wenn ich regelmäßig Löwenzahntee trinke, besonders in der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling.
Häufige Fragen zum Löwenzahn haltbar machen
Wie trockne ich Löwenzahnblüten richtig?
Löwenzahnblüten sollten an einem trockenen, sonnigen Tag gesammelt werden, wenn sie vollständig geöffnet sind. Entfernen Sie die grünen Kelchblätter, da diese bitter sind. Breiten Sie die reinen gelben Blütenblätter auf einem sauberen Tuch oder einem feinmaschigen Sieb aus und lassen Sie sie an einem warmen, luftigen, aber schattigen Ort trocknen.
Alternativ können Sie sie bei 40°C im Dörrgerät trocknen. Die Blüten sind fertig getrocknet, wenn sie sich trocken anfühlen und leicht zerbröseln. In luftdichten Gläsern sind sie bis zu einem Jahr haltbar.
Ist die weiße Flüssigkeit vom Löwenzahn giftig?
Nein, die weiße, milchige Flüssigkeit im Löwenzahnstängel ist nicht giftig. Sie ist sogar essbar und wird in der Volksmedizin traditionell zur äußerlichen Behandlung von Warzen verwendet. Der Milchsaft enthält Latex und kann bei empfindlichen Personen Hautreizungen verursachen.
In größeren Mengen kann der Milchsaft bei empfindlichen Menschen zu Magenbeschwerden führen, deshalb sollten Sie nicht übermäßig viel davon verzehren. Bei der normalen Verwendung von Löwenzahn in der Küche ist dies jedoch kein Problem.
Was kann man aus den Blüten und Blättern des Löwenzahns machen?
Aus Löwenzahn lassen sich viele köstliche und gesunde Produkte herstellen:
- Aus den Blüten: Löwenzahnhonig (Sirup), Gelee, Löwenzahntee, Löwenzahnwein, essbare Blütendekoration für Salate
- Aus den Blättern: Frischpresssaft, Salat, Smoothies, Pesto, Gemüse (gedünstet), Kräutersalz, Tee
- Aus den Wurzeln: Kaffeeersatz (geröstet), Tee, Tinktur, gemischtes Wurzelgemüse
Besonders der Löwenzahn-„Honig“ aus den Blüten ist ein echter Klassiker und schmeckt verblüffend echt nach echtem Honig, ist aber vollständig vegan.
Wie lange ist getrockneter Löwenzahn haltbar?
Richtig getrockneter und korrekt gelagerter Löwenzahn ist etwa 1-2 Jahre haltbar. Wichtig ist eine vollständige Trocknung und die Lagerung in luftdichten, dunklen Behältern an einem kühlen, trockenen Ort.
Sie erkennen, dass der Löwenzahn noch gut ist, wenn er seine Farbe behalten hat und beim Zerreiben zwischen den Fingern noch aromatisch duftet. Sollte er muffig riechen oder Schimmelspuren zeigen, entsorgen Sie ihn besser.
Kann ich Löwenzahn auch roh einfrieren?
Löwenzahnblätter eignen sich aufgrund ihres hohen Wassergehalts nur bedingt zum Einfrieren, da sie nach dem Auftauen matschig werden. Wenn Sie sie dennoch einfrieren möchten, blanschieren Sie sie vorher kurz in kochendem Salzwasser und schrecken sie in Eiswasser ab.
Besser geeignet zum Einfrieren sind fein gehackte Löwenzahnblätter in Eiswürfelformen mit etwas Wasser – diese können Sie dann direkt in Suppen oder Smoothies geben. Löwenzahnwurzeln lassen sich hingegen sehr gut einfrieren und behalten ihre Konsistenz.
Fazit: Löwenzahn verdient einen Platz in jeder Küche
Löwenzahn haltbar zu machen ist nicht nur eine sinnvolle Methode, um Vorräte anzulegen – es ist auch ein Stück gelebte Nachhaltigkeit. Statt teure Superfoods aus fernen Ländern zu kaufen, nutzen wir das, was direkt vor unserer Haustür wächst.
Die verschiedenen Konservierungsmethoden – vom klassischen Trocknen bis hin zum modernen Dörren – ermöglichen es uns, das ganze Jahr über von den wertvollen Inhaltsstoffen zu profitieren. Ob als entgiftender Tee, als würzige Beigabe zum Salat oder als koffeinfreier Kaffeeersatz – Löwenzahn bereichert unsere Küche auf vielfältige Weise.
Mein Rat: Beginnen Sie klein, sammeln Sie zunächst nur kleine Mengen und probieren Sie verschiedene Methoden aus. Sie werden schnell merken, welche Ihnen am besten liegt und welche Verwendung Ihnen am meisten zusagt. Und vergessen Sie nicht: Jeder Löwenzahn, den Sie sammeln und verwenden, ist ein kleiner Beitrag zu einem bewussteren Umgang mit der Natur.
Die nächste Löwenzahnsaison kommt bestimmt – und dann sind Sie bestens vorbereitet, um das goldene Wiesenkraut in all seinen Facetten zu nutzen und haltbar zu machen. Ihre Gesundheit und Ihr Gaumen werden es Ihnen danken!
Haben Sie bereits Erfahrungen mit dem Haltbarmachen von Löwenzahn gemacht? Ich freue mich über Ihre Kommentare und Tipps! Teilen Sie gerne Ihre Lieblings-Rezepte oder stellen Sie Fragen – gemeinsam können wir von diesem wertvollen Wildkraut noch mehr profitieren.