
Die Wegwarte (Cichorium intybus), auch als Gemeine Wegwarte oder Zichorie bekannt, ist eine der faszinierendsten und zugleich am meisten unterschätzten Küchenpflanzen unserer heimischen Flora. Mit ihren charakteristischen himmelblauen Blüten, die nur bei Sonnenschein geöffnet sind, und ihrer tiefen kulturhistorischen Bedeutung verbindet diese mehrjährige Pflanze mediterrane Küchentraditionen mit modernen Gesundheitskonzepten. Was viele nicht wissen: Die Wegwarte ist die Stammform unseres beliebten Chicorées und Endiviens – und ihre Blätter, Wurzeln und sogar Blüten sind nicht nur essbar, sondern kulinarisch außerordentlich wertvoll. Wissenschaftliche Studien der Universität Basel zeigen, dass Wegwarte besonders reich an Inulin, Bitterstoffen und antioxidativen Verbindungen ist, die sowohl den charakteristischen Geschmack als auch die gesundheitsfördernden Eigenschaften dieser bemerkenswerten Pflanze ausmachen. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles über die sichere Bestimmung, das richtige Sammeln und die vielseitigen kulinarischen Anwendungen der Wegwarte – von traditionellen Bittergetränken bis hin zu raffinierten Gourmet-Kreationen, die das Potenzial dieser „blauen Wegbegleiterin“ voll ausschöpfen.
Die Wegwarte verstehen: Mehr als nur ein Wegrand-Wildkraut
Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus) gehört zur Familie der Korbblütler und ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Bereits die alten Ägypter und Römer schätzten ihre heilenden und nährenden Eigenschaften. Was diese Pflanze kulinarisch so besonders macht, ist ihre perfekte Balance zwischen intensiven Bitterstoffen und subtiler Süße, die je nach Pflanzenteilen und Zubereitungsart variiert.
Der Name „Wegwarte“ verrät bereits viel über ihren Charakter: Sie wartet am Wegrand auf Entdeckung und begleitet den Menschen seit Jahrtausenden. In der modernen Küche erlebt die blaue Wegwarte eine Renaissance, da ihre komplexen Aromastoffe perfekt zu aktuellen Trends der bewussten Ernährung passen.

Erkennungsmerkmale und Blütezeit
Die Wegwarte ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die 30 bis 150 cm hoch wird. Ihre charakteristischen himmelblauer Blüten, die von Juli bis Oktober erscheinen, machen sie unverwechselbar. Die Blütezeit der Wegwarte ist besonders lang, was sie zu einer verlässlichen Quelle für essbare Blüten macht.
Typische Standorte: Wegränder, Brachflächen, Wiesen und Felder mit nährstoffreichen, lehmigen Böden.
Sammelzeit Blätter: März bis Juni (junge Blätter), Juli bis September (ältere Blätter für Tees)
Sammelzeit Blüten: Juli bis Oktober während der gesamten Blütezeit
Sammelzeit Wurzeln: September bis November und März bis April
Erkennungsmerkmale: Blaue Zungenblüten, gezähnte Grundblätter, aufrechter verzweigter Stängel, tiefe Pfahlwurzel
Wegwarte in der Küche: Von der Antike zur Moderne
Die kulinarische Nutzung der Wegwarte reicht bis in die Antike zurück. In mediterranen Ländern werden die Blätter der Wegwarte bis heute traditionell als Gemüse geschätzt. Die hohe Wegwarte, eine Kulturform der wilden Wegwarte, ist die Grundlage für Chicorée und Endivien – zwei Gemüse, die in der gehobenen Gastronomie längst etabliert sind.
Pflanzenteile | Geschmacksprofil | Beste Sammelzeit | Kulinarische Verwendung |
---|---|---|---|
Junge Blätter | Mild-bitter, leicht nussig | März – Mai | Salate, Smoothies, als Gemüse |
Blaue Blüten | Zart-süßlich, leicht bitter | Juli – Oktober | Dekoration, Tees, Essig, Likör |
Ältere Blätter | Intensiv-bitter, herzhaft | Juni – September | Gedünstet, Suppen, Tees |
Wurzeln | Süßlich-bitter, erdig | Herbst/Frühjahr | Kaffeeersatz, geröstet, gekocht |
Sammeln und Vorbereiten: Qualität durch richtige Technik
Beim Sammeln von Wegwarte ist der richtige Zeitpunkt entscheidend. Junge Wegwartenblätter sind am mildesten und eignen sich hervorragend für Salate. Für die Verarbeitung größerer Mengen ist eine elektrische Kräutermühle oder ein scharfes Kräutermesser empfehlenswert, da die Blätter faserig sein können.

Rezept 1: Wildkräuter-Quiche mit Wegwarte, Lauch und gereiftem Ziegenkäse
Zutaten:
- 1 Mürbeteigboden (26 cm Durchmesser)
- 200g junge Wegwartenblätter, gewaschen und gehackt
- 2 große Lauchstangen, in Ringen
- 200g gereifter Ziegenkäse, zerbröckelt
- 4 Eier (Größe M)
- 250ml Sahne
- 150ml Vollmilch
- 80g Parmesan, gerieben
- 3 EL Olivenöl
- 2 Knoblauchzehen, fein gehackt
- 1 TL frischer Thymian
- Salz, schwarzer Pfeffer
- Muskatnuss
- 1 EL Pinienkerne
Zubereitung:
- Ofen auf 180°C vorheizen, Quicheform mit Mürbeteig auslegen und blind 10 Min. vorbacken
- Lauch in Olivenöl glasig dünsten, Knoblauch und Wegwartenblätter zugeben, 3-4 Min. mitdünsten bis sie zusammenfallen
- Eier mit Sahne, Milch verquirlen, mit Salz, Pfeffer, Muskat und Thymian würzen
- Wegwarten-Lauch-Mischung auf dem Teigboden verteilen, Ziegenkäse darüber streuen
- Eiermilch darüber gießen, Parmesan und Pinienkerne als Topping verteilen
- Bei 175°C ca. 35-40 Min. goldbraun backen bis die Masse gestockt ist
- 10 Min. ruhen lassen vor dem Anschneiden, lauwarm servieren
Rezept 2: Gefüllte Wegwartenblätter mit Hirse, Feta und Zitronenjoghurt im Ofen gebacken
Zutaten:
- 12 große Wegwartenblätter, blanchiert
- 200g Hirse, gekocht
- 150g Feta, zerbröckelt
- 250g griechischer Joghurt
- 1 Bio-Zitrone (Saft und Schale)
- 100g getrocknete Tomaten, gehackt
- 80g Pinienkerne, geröstet
- 1 rote Zwiebel, fein gewürfelt
- 3 Knoblauchzehen, gehackt
- 4 EL Olivenöl
- 2 EL frische Minze, gehackt
- 1 EL frischer Oregano
- Salz, Pfeffer
- 1 TL Sumach
Zubereitung:
- Ofen auf 190°C vorheizen, Wegwartenblätter 2 Min. in Salzwasser blanchieren, kalt abschrecken
- Zwiebel in 2 EL Olivenöl glasig dünsten, Knoblauch zugeben, kurz mitrösten
- Gekochte Hirse mit Zwiebel-Knoblauch-Mischung, Feta, getrockneten Tomaten, Pinienkernen und Kräutern mischen
- Mit Salz, Pfeffer und Sumach abschmecken
- Joghurt mit Zitronensaft, -schale und 1 TL Olivenöl zu cremigem Zitronenjoghurt verrühren
- Je 2 EL Füllung auf Wegwartenblätter geben, einrollen und in gefettete Auflaufform legen
- Mit restlichem Olivenöl beträufeln, 25-30 Min. backen bis leicht gebräunt
- Mit dem Zitronenjoghurt servieren und mit frischen Kräutern garnieren
Verarbeitung und Konservierung
Wegwarte lässt sich auf vielfältige Weise haltbar machen. Für die Trocknung der Blätter und Blüten eignet sich ein Dörrautomaten für Kräuter bei niedriger Temperatur. Die wertvollen Bitterstoffe bleiben so optimal erhalten. Frische Blätter können auch fermentiert oder in hochwertigem Olivenöl eingelegt werden.
Profi-Tipps für die Wegwarten-Küche
- Bitterkeit mildern: Junge Blätter über Nacht in kaltes Wasser legen oder kurz blanchieren
- Optimale Erntezeit: Frühe Morgenstunden für die mildesten Blätter
- Kombinationen: Harmoniert besonders gut mit Ziegenkäse, Nüssen und süßlichen Gemüsesorten
- Blüten sammeln: Nur bei Sonnenschein, wenn die blauen Blüten vollständig geöffnet sind
- Wurzelkaffee: Getrocknete und geröstete Wurzeln als koffeinfreier Kaffeeersatz
- Saison verlängern: Junge Triebe auch im Herbst nach dem Rückschnitt nutzbar
Wegwarte: Ein Schatz an wertvollen Inhaltsstoffen
Die Wegwarte ist nicht nur kulinarisch interessant, sondern auch reich an bioaktiven Substanzen. Besonders bemerkenswert ist ihr hoher Gehalt an Inulin, einem präbiotischen Ballaststoff, der die Darmgesundheit fördert und den Blutzuckerspiegel stabilisiert.
Wertvolle Inhaltsstoffe der Wegwarte:
- Inulin: Präbiotischer Ballaststoff, der bis zu 40% der Trockenmasse ausmachen kann
- Bitterstoffe (Lactucopicrin, Lactucin): Fördern die Verdauung und regen den Appetit an
- Anthocyane: Verantwortlich für die blaue Blütenfarbe, starke Antioxidantien
- Flavonoide: Sekundäre Pflanzenstoffe mit entzündungshemmenden Eigenschaften
- Vitamine: Vitamin C, Vitamin K und verschiedene B-Vitamine
- Mineralstoffe: Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen
- Phenolcarbonsäuren: Unterstützen die Leberfunktion
Traditionelle und moderne Anwendungen:
In der traditionellen Heilkunde wird die Wegwarte seit Jahrhunderten zur Unterstützung der Verdauung und Leberfunktion eingesetzt. Moderne Forschungen bestätigen viele dieser traditionellen Anwendungen und zeigen zusätzliche Potenziale für die Darmgesundheit und Blutzuckerregulation auf.
Wegwarte im Garten: Robuste Schönheit mit Nutzen
Die Wegwarte ist nicht nur ein wertvolles Wildkraut, sondern auch eine attraktive und pflegeleichte Gartenpflanze. Als mehrjährige Staude bereichert sie jeden Kräutergarten und bietet kontinuierliche Ernte über viele Jahre.

Anbau-Tipps für den Hausgarten:
- Standort: Vollsonnig bis halbschattig, verträgt auch magere Böden
- Boden: Durchlässig, tiefgründig, pH-Wert zwischen 6,0-7,5
- Aussaat: März bis Mai direkt ins Freiland, Keimdauer 14-21 Tage
- Pflege: Sehr pflegeleicht, trockenheitstolerant nach dem Anwachsen
Bewässerung und Pflege:
Ein Bewässerungssystem für Kräuter kann in der Anwachsphase hilfreich sein. Einmal etabliert, ist die Wegwarte sehr genügsam und kommt auch mit Trockenperioden gut zurecht.
Ernte und Nachhaltigkeit:
Die mehrjährige Natur der Gemeinen Wegwarte macht sie zu einer nachhaltigen Bereicherung für jeden Kräutergarten. Nach der Etablierung können Sie über viele Jahre von derselben Pflanze ernten.
Sichere Bestimmung: Wegwarte von ähnlichen Pflanzen unterscheiden
Die Bestimmung der Wegwarte ist durch ihre charakteristischen blauen Blüten relativ einfach, dennoch gibt es einige wichtige Erkennungsmerkmale zu beachten.
Unverwechselbare Merkmale der Wegwarte:
- Blaue Zungenblüten: Intensiv himmelblau, nur bei Sonnenschein geöffnet
- Blattform: Grundständige Rosette mit gezähnten, lanzettlichen Blättern
- Wuchsform: Aufrechter, steifer Stängel mit sparrigen Ästen
- Blütezeit: Juli bis Oktober, sehr lang anhaltend
- Standort: Wegränder, Brachflächen, sonnige Standorte
Abgrenzung zu anderen Pflanzen:
Von der Kornblume: Wegwarte hat gezähnte Blätter und Zungenblüten, Kornblume röhrenförmige Blüten
Von anderen Korbblütlern: Die intensive Blaufarbe und der typische Standort sind charakteristisch
Verwandtschaft zu Chicorée: Chicorée ist eine Kulturform der Wegwarte mit verdickten Wurzeln
Meisterhafte Zubereitung: Das Beste aus der Wegwarte herausholen
Die richtige Zubereitung ist der Schlüssel, um das volle Potenzial der Wegwarte zu entfalten. Ihre natürlichen Bitterstoffe können sowohl gemildert als auch gezielt eingesetzt werden.
Verschiedene Zubereitungsmethoden:
- Roh in Salaten: Junge Blätter fein gehackt mit milden Blattsalaten mischen
- Gedünstet als Gemüse: Ähnlich wie Spinat mit Zwiebeln und Knoblauch
- Blanchiert: Kurz in Salzwasser für mildere Bitterkeit
- Als Tee: Getrocknete Blätter und Blüten für Verdauungstee
- Fermentiert: Traditionelle Methode für intensivere Aromen
- Wurzelkaffee: Geröstete Wurzeln als koffeinfreie Alternative
Häufig gestellte Fragen zur Wegwarte
Was ist die Gemeine Wegwarte?
+Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus) ist eine mehrjährige Wildpflanze aus der Familie der Korbblütler:
- Charakteristische blaue Blüten: Leuchtend himmelblau, öffnen sich nur bei Sonnenschein von Juli bis Oktober.
- Kulturhistorische Bedeutung: Eine der ältesten Kulturpflanzen, bereits von Ägyptern und Römern genutzt.
- Stammform von Chicorée: Die wilde Wegwarte ist die Urform unseres kultivierten Chicorées und Endiviens.
- Robuste Mehrjährige: Übersteht Winter problemlos und wird 30-150 cm hoch.
- Tiefe Pfahlwurzel: Bis zu 1,5 Meter tief, speichert Nährstoffe und macht die Pflanze trockenresistent.
- Essbare Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Stängel und Wurzeln sind vollständig verwertbar.
- Typische Standorte: Wegränder, Brachflächen und sonnige, nährstoffreiche Böden.
- Lange Blütezeit: Von Juli bis zum ersten Frost kontinuierliche Blütenproduktion.
Wann ist die Blütezeit der blauen Wegwarte?
+Die Blütezeit der Wegwarte erstreckt sich über einen sehr langen Zeitraum:
- Hauptblütezeit: Juli bis Oktober, bei milden Temperaturen bis November.
- Tagesrhythmus: Blüten öffnen sich nur bei Sonnenschein, meist zwischen 6 und 11 Uhr.
- Wetterabhängigkeit: An bewölkten oder regnerischen Tagen bleiben die Blüten geschlossen.
- Kontinuierliche Nachblüte: Neue Blüten erscheinen laufend über die gesamte Saison.
- Sammelzeit für Blüten: Frühe Morgenstunden bei Sonnenschein für beste Qualität.
- Farbintensität: Junge Blüten sind am intensivsten blau gefärbt.
- Einzelblütendauer: Jede Blüte blüht nur einen Tag, wird dann durch neue ersetzt.
- Spätsommerblüte: Besonders reichhaltige Blüte im August und September.
Wie unterscheidet sich Wegwarte von Chicorée?
+Wegwarte und Chicorée sind botanisch dieselbe Pflanze, unterscheiden sich aber in Anbau und Verwendung:
- Botanische Identität: Chicorée ist eine Kulturform der wilden Wegwarte (Cichorium intybus).
- Anbaumethode: Chicorée wird durch Wurzeltreiberei im Dunkeln zu weißen Sprossen gezüchtet.
- Wildwuchs vs. Kultur: Wegwarte wächst wild, Chicorée wird kontrolliert angebaut.
- Blätterfarbe: Wilde Wegwarte grün, Chicorée durch Lichtmangel weiß-gelblich.
- Bitterkeit: Wilde Wegwarte oft bitterer als kultivierter Chicorée.
- Verfügbarkeit: Wegwarte saisonal sammelbar, Chicorée ganzjährig im Handel.
- Nährstoffgehalt: Wilde Wegwarte oft reicher an sekundären Pflanzenstoffen.
- Verwendung: Wegwarte vielseitiger (Blätter, Blüten, Wurzeln), Chicorée hauptsächlich Sprosse.
Sind Wegwartenblätter essbar?
+Ja, Wegwartenblätter sind vollständig essbar und sehr nahrhaft:
- Junge Blätter: Mild-bitter, perfekt für Salate und als rohes Blattgemüse.
- Ältere Blätter: Intensiver bitter, ideal gedünstet wie Spinat oder für Tees.
- Beste Sammelzeit: Frühjahr bis Frühsommer für zarteste Qualität.
- Nährstoffreich: Hoher Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Inulin.
- Verdauungsfördernd: Bitterstoffe regen Appetit und Verdauung an.
- Vielseitige Zubereitung: Roh, gedünstet, blanchiert oder fermentiert verwendbar.
- Geschmackspaarungen: Harmoniert mit Ziegenkäse, Nüssen und süßlichen Zutaten.
- Lagerung: Frisch im Kühlschrank 2-3 Tage haltbar.
Ist die Wegwarte mehrjährig?
+Ja, die Gemeine Wegwarte ist eine mehrjährige, ausdauernde Pflanze:
- Lebensdauer: Kann 5-10 Jahre oder länger am selben Standort überleben.
- Winterhärte: Vollständig winterhart, übersteht auch strenge Fröste problemlos.
- Tiefe Pfahlwurzel: Speicherorgan ermöglicht Überwinterung und Wiederaustrieb.
- Jährlicher Zyklus: Oberirdische Teile sterben im Winter ab, treiben im Frühjahr neu aus.
- Erster Blütejahr: Meist erst im zweiten Jahr nach der Keimung.
- Selbstvermehrung: Sät sich durch Samen selbst aus und bildet dauerhafte Bestände.
- Gartennutzen: Einmal gepflanzt, kontinuierliche Ernte über viele Jahre möglich.
- Standorttreue: Etabliert sich dauerhaft an geeigneten Standorten.
Was ist hohe Wegwarte?
+Die hohe Wegwarte ist eine Wuchsform der Gemeinen Wegwarte mit besonderen Eigenschaften:
- Größere Wuchshöhe: Kann 100-150 cm hoch werden, deutlich höher als die Grundform.
- Kulturform: Oft eine durch Zucht optimierte Variante für Gartenbau.
- Verstärkte Verzweigung: Mehr Seitentriebe und dadurch reichere Blüte.
- Längere Stängel: Bessere Eignung für Schnittblumen und Dekoration.
- Robustere Struktur: Stabilere Pflanze, weniger windanfällig.
- Gleiche Inhaltsstoffe: Identische Wirkstoffe wie die normale Wegwarte.
- Gartentauglichkeit: Besonders geeignet für strukturierte Gartenanlagen.
- Züchtungsauslese: Entstanden durch Auswahl besonders hochwüchsiger Exemplare.
Ist Wegwarte dasselbe wie Zichorie?
+Ja, Wegwarte und Zichorie sind verschiedene Namen für dieselbe Pflanze:
- Botanische Identität: Beide Begriffe bezeichnen Cichorium intybus.
- Regionale Unterschiede: „Zichorie“ eher im süddeutschen Raum, „Wegwarte“ norddeutsch.
- Historische Namen: „Zichorie“ vom lateinischen „cichorium“, „Wegwarte“ altdeutsch.
- Verwendungsbezug: „Zichorie“ oft für die Wurzelnutzung, „Wegwarte“ für die ganze Pflanze.
- Kommerzielle Nutzung: Zichorienwurzel bekannt als Kaffeeersatz („Zichorienkaffee“).
- Gleiche Eigenschaften: Identische Inhaltsstoffe, Wirkungen und Anwendungen.
- Internationale Bezeichnungen: Chicory (englisch), Cicorée (französisch), alle dieselbe Pflanze.
- Kulturformen: Chicorée, Radicchio und Endivie sind Zuchtformen der Zichorie/Wegwarte.
Wofür wird die blaue Wegwarte verwendet?
+Die blaue Wegwarte hat vielfältige traditionelle und moderne Anwendungen:
- Kulinarisch: Blätter als Salat- und Gemüsezutat, Wurzeln als Kaffeeersatz.
- Medizinisch: Traditionell bei Verdauungsbeschwerden und zur Leberstärkung.
- Dekorativ: Blaue Blüten als essbare Dekoration und für Blütentees.
- Präbiotisch: Hoher Inulingehalt fördert gesunde Darmflora.
- Bittertonic: Regt Appetit und Verdauungssäfte an.
- Gartenbau: Robuste Zierpflanze für naturnahe Gärten.
- Ökologisch: Wichtige Bienenweide und Insektennahrung.
- Kosmetisch: Extrakte in hautberuhigenden Produkten.
Fazit: Wegwarte – Die blaue Königin der Wegränder
Nach mehr als drei Jahrzehnten intensiver Beschäftigung mit Wildkräutern bin ich immer wieder fasziniert von der Eleganz und Vielseitigkeit der Wegwarte. Diese bemerkenswerte Pflanze verkörpert für mich perfekt die Verbindung zwischen traditionellem Wissen und modernen Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft. Ihre charakteristischen blauen Blüten, die sich nur bei Sonnenschein öffnen, sind wie ein tägliches Geschenk der Natur – ein Zeichen dafür, dass das Beste oft dann kommt, wenn die Bedingungen stimmen.
Was mich besonders begeistert, ist die kulturhistorische Tiefe dieser Pflanze. Wenn ich in meinem Garten die Wegwarte betrachte, denke ich daran, dass bereits die alten Ägypter und Römer ihre Wirkung schätzten. Diese Kontinuität über Jahrtausende spricht für sich und zeigt, dass manche Pflanzen einfach zeitlos wertvoll sind. In der modernen Küche erlebe ich immer wieder, wie überrascht meine Gäste sind, wenn ich ihnen erkläre, dass der intensive Geschmack in der Wildkräuter-Quiche von einer „einfachen“ Wegrandpflanze stammt.
Die Arbeit mit Wegwarte hat mich gelehrt, dass Bitterkeit nicht negativ sein muss, sondern eine Geschmacksdimension ist, die unsere Gaumen bereichert und unsere Verdauung unterstützt. In unserer von Süße dominierten Ernährungskultur bietet die Wegwarte eine willkommene Abwechslung und erinnert uns daran, wie komplex und bereichernd natürliche Aromen sein können. Die Tatsache, dass sie die Stammform unseres geschätzten Chicorées ist, zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial in unseren heimischen Wildpflanzen steckt.
Besonders schätze ich die Ehrlichkeit dieser Pflanze. Die Wegwarte macht keine falschen Versprechungen – sie zeigt ihre Blüten nur bei Sonnenschein und ihre Blätter schmecken authentisch bitter. Diese Direktheit finde ich erfrischend in einer Zeit, in der so vieles künstlich optimiert wird. Als mehrjährige Pflanze belohnt sie Geduld und Aufmerksamkeit mit jahrelanger Treue und kontinuierlicher Ernte.
Mein Rat für alle, die Wegwarte entdecken möchten: Beginnen Sie mit kleinen Mengen und experimentieren Sie mit verschiedenen Zubereitungsarten. Die Kombination mit milden Zutaten wie Ziegenkäse oder süßlichen Gemüsesorten kann Wunder wirken und den Einstieg erleichtern. Und vergessen Sie nicht die Blüten – sie sind nicht nur wunderschön anzusehen, sondern auch eine Delikatesse, die jedem Gericht eine besondere Note verleiht.
Die Wegwarte ist für mich ein Symbol für die Schönheit des Alltäglichen. Sie wächst am Wegesrand, wo sie jeder sehen kann, aber nur wenige erkennen ihren wahren Wert. Das macht sie zu einer perfekten Lehrmeisterin: Sie zeigt uns, dass die wertvollsten Entdeckungen oft direkt vor unseren Füßen liegen – wir müssen nur bereit sein, genauer hinzuschauen und offen für neue Erfahrungen zu bleiben.
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